Freitag, 13. Dezember 2013

My biggest moments 2013 (according to Facebook)

Im Fernsehn laufen schon seit November Jahresrückblicke, da wird es für mich auch langsam Zeit, zu reflektieren. Weil ich dafür alleine natürlich viel zu dumm bin, lasse ich mir von dem Social Network unseres Vertrauens helfen: Facebook fasst mir mein Jahr in den 20 bedeutendsten Momenten zusammen:
  1. Ich war vortrinken.
  2. Ich war Schlittenfahren und habe danach Yogi-Tee getrunken.
  3. Ich wurde gleichzeitig von zwei Frauen auf die Wange geküsst.
  4. Ich war auf dem Weg zur Arbeit und die Sonne schien.
  5. Ich habe morgens die Serie Californication geguckt.
  6. Ich war auf der Halde.
  7. Ich habe matten grünen Nagellack getragen.
  8. Ich war in Berlin.
  9. Ich habe angekündigt, zum Hurricane Festival zu fahren.
  10. Ich war auf dem Hurricane Festival.
  11. In einem Borkener Gymnasium sind sechs SchülerInnen kollabiert beim Ausmalen von Zeichnungen von Geschlechtsteilen. Ach ja, und es regnet.
  12. Ich habe Beachvolleyball gespielt und danach ein Bier getrunken.
  13. Ich hörte, feierte, war begeistert von und masturbierte wild zu Taylor Swifts Trouble.
  14. Ich war mit Freunden in Düsseldorf trinken, tarnte dies jedoch gekonnt als chilligen DVD Abend.
  15. Ich saß nachts auf der Straße und beklagte die Ungenauigkeit des deutschen Wetterdienstes.
  16. Mir wurde zum Geburtstag gratuliert.
  17. Ich forderte Menschen auf, wählen zu gehen.
  18. Ich hatte Angst, weil mir Arbeit Spaß machte.
  19. Ich thematisierte ironisch die Unterschiede zwischen Duisburg und Düsseldorf anhand einer Begegnung.
  20. Ich lehnte kostenlose Sahne auf einem alkoholischen Getränk mit After Eight Geschmack ab.
Ein Jahr voller Höhepunkte, emotionaler Zerrissenheit, vieler lehrreicher Erfahrungen und neuer Bekanntschaften und Freunden - genau so, wie es Facebook beschreibt. Ich bin froh, dass es mich so gut kennt und freue mich auf eine gute Zusammenarbeit 2014!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Die vierte Jahreszeit

Alle paar Monate ändert sich die Jahreszeit. Soweit nichts Neues. Meteorologen bzw. Astronomen haben relativ präzise festgelegt, wann das Wetter wie auszusehen hat. Das kann hilfreich sein, um Ereignisse zu kategorisieren und später von ihnen zu berichten; man denke beispielsweise an den Sommer von 1969. Gut, dass wir nicht in den Tropen leben, denn da gibt es soweit ich weiß nur Dichotomie: Regenzeit oder Trockenzeit, binär also quasi Regen 1 oder Regen 0.
Wo die Meteorologen bereits seit dem ersten Advent Schnee erwarten, wollen die Astronomen sich erst in zwei Wochen auf den Jahreszeitenwechsel einlassen. Wann auch immer ich mich jetzt winterlich fühlen werde, ich freue mich jetzt schon. Ich gehöre zwar auch zu den Menschen, die sich letztes Jahr einen etwas wärmeren Winter und einen etwas kühleren Sommer gewünscht hätten, aber dennoch gibts es unabstreitliche Vorzüge der kommenden Wochen.
So langsam fühlen sich die Menschen winterlich und die weihnachtliche Besinnlichkeit stellt sich ein. Auf einmal erinnern sich alle an christliche Werte wie die Nächstenliebe oder das massenweise Einkaufen von Weihnachtssüßigkeiten, die es bereits seit zwei Monaten im Supermarkt zu kaufen gibt. An dieser Stelle bin ich übrigens auf der Seite der Meteorologen: ab dem ersten Dezember darf man das Zeug essen!
Draußen wird es kälter und man kann endlich seinen Mantel mitsamt neuem Schal anziehen - très chic. Man sucht sich ein schönes Plätzchen, setzt sich auf eine Bank, blickt auf die verschneite Landschaft, trinkt genüsslich einen kleinen Schluck Whisky und pafft verträumt eine Pfeife, aus der die milchig weißen Rauchwölkchen aufsteigen und in die Ferne ziehen. Da die meisten Autofahrer - sobald sie eine Schneeflocke erblicken - aus Angst direkt 50 km/h langsamer fahren als gewöhnlich, ist es angenehm ruhig um einen herum. Der Winter lässt die Welt weniger hektisch wirken, gibt Anlass für Gemütlichkeit, Anlass, wieder mehr Blogeinträge zu schreiben. Diejenigen, die gerade gestresst auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken sind oder sich mit -vorbereitungen rumschlagen müssen, mögen mir hier widersprechen, aber ich finde, dass keine Jahreszeit so viel Gelassenheit und Ruhe ausstrahlt, wie der Winter. Dazu noch etwas klassische Musik (, von der ich bis vor kurzem gar nicht wusste, dass ich sie mögen kann) - très agréable.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Leistungsverweigerung ist uncool!

Ich weiß nicht, ob ihm das Zitat wirklich entstammt, aber es ist definitiv etwas, das mein alter Lateinlehrer gesagt haben könnte: "Das ganze Leben ist eine Schule. Man lernt nie aus." Zweifelsohne eine richtige Feststellung: mit jeder neuen Erfahrung verändert sich die Struktur unserer Neuronen ein kleines bisschen, lernen wir etwas dazu. Genauso wie unsere Umwelt, befinden wir uns stetig im Wandel. Diese Entwicklung wird unter anderem durch den teschnischen Fortschritt immer weiter voran getrieben, was auch erklärt, wieso Flexibilität eine an immer mehr Bedeutung gewinnende Eigenschaft auf dem Arbeitsmarkt bzw. im Leben generell ist. Diese Fähigkeit zur Anpassung wird auch gerne als Stresstoleranz gedeutet - mit schwierigen und gegebenenfalls unbekannten Situationen angemessen umgehen können.
Doch müsste sich so eine Entwicklung nicht auch in der Persönlichkeit eines jeden Menschen niederschlagen? Je schneller und turbulenter die Welt um uns herum wird, desto mehr Eindrücke gewinnen wir tagtäglich und desto mehr Impulsen zur Veränderung des eigenen Charakters sind wir ausgesetzt. Oder ist es gerade das inkonstante Externe, das nach einem stabilen Internen verlangt? Man würde seine persönliche Weiterentwicklung bremsen, um eine Art Sicherheit in einer gewissermaßen unberechenbaren Welt zu haben, die einem niemand nehmen kann. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen zwar sehr gut mit Veränderungen umgehen können, sich dabei aber viel zu wenig auf sich selber konzentrieren.
Man kann sich stetig verbessern. Jede Handlung und jeder Gedanke ist unvollkommen. Ich möchte hier nicht für ohnehin unerreichbare Perfektion appelieren. Wenn sich die jemand zum Ziel setzen möchte, möge er sich damit bitte ~4 Jahre Zeit lassen, dann kann ich einen kompetenten niedergelassenen Psychotherapeuten empfehlen! Es geht lediglich um die Beobachtung, dass Persönlichkeiten oftmals stagnieren, obwohl durchaus interessante Perspektiven bestehen. Woran das liegt, ist ein neues Thema. Ich finde es nur immer wieder schade, wenn Menschen (z. B. aus Angst) sich Möglichkeiten nehmen, sich neue Horizonte zu erschließen oder an ihren Schwächen zu arbeiten. Ich kenne das von mir selber: "wenn ich gerade glücklich bin, sind Neuerungen schlecht, denn sie stellen eine Bedrohung dieses Glücks dar". Was dieser Gedankengang nicht berücksichtigt, und was mir erst sehr spät klar wurde, ist, dass Glück nie von Dauer sein kann. Der Mensch gewöhnt sich an alles. Wenn sich in einer glücklichen Situation nichts ändert, verschwindet das Glück irgendwann von selbst. Deswegen ist es nicht nur gut, wenn sich die Umgebung ändert, sondern auch, wenn man sich selbst die Chance zur Veränderung gibt. Die Weiterentwicklung aufgrund neuer Erfahrungen - der alltägliche Gang in die Schule.

Samstag, 30. November 2013

Ausschnitt aus einem nicht veröffentlichten Eintrag

(...)
Für dieses Beispiel ist einfach mal die Frau die untreue Hure und der Mann der idealistische Gutmensch. Ich wurde in meinem Leben außerdem enttäuscht und habe das nie richtig verarbeitet. Und ich begehre meine Mutter. Und möchte eigentlich ein transfestiter Orang Utan sein.
(...)
Die Frau (...) wird im Fegefeuer landen und dort jeden Tag von sechshundertsechsundsechzig Negerpenes penetriert werden - gleichzeitig. Wen das jetzt geil macht, der sollte schnellstmöglich eine Beziehung beginnen und seinen Partner betrügen!
(...)

Montag, 9. September 2013

Bundestagswahl 2013

Vorwort

Als ich 2010 mal den "Political Compass" Test ausgefüllt habe, wurde mir eine linksliberale Einstellung attestiert. Nun habe ich mich in den vergangenen drei Jahren gewiss verändert, doch würde ich schon sagen, dass ich noch irgendwo in die Ecke passe (, aber eher liberal und nicht so links). Bei den wenigen Wahlen, an denen ich bisher teilnehmen durfte, war ich nie so gut informiert, wie bei dieser Wahl. Und noch nie fiel mir meine Entscheidung so schwer. Das höre ich (mehr oder weniger erfreulicherweise) von mehreren Menschen.
Typisch Niederrheiner - weiß nichts, kann aber alles erklären - möchte ich hier meinen Entscheidungsfindungsprozess erklärend zusammenfassen. Dieses Jahr gibt es irgendwie keinen richtigen Buhmann, zumindest bei den wählbaren Parteien. Doch wer zählt eigentlich dazu?

Man muss sich überlegen, was man will: Ideologie vs Praktikabilität - die FDP

Jeder erwachsene Mensch hat ja ein gewisses Werteverständnis und eine Auffassung davon, was ihm wichtig ist und wie er und andere sich idealerweise zu verhalten haben. Jeder weiß aber auch um die vermeintliche Unerreichbarkeit dieser Idealen. Genau so ist es bei den Parteien: auf der einen Seite hat man Ziele, die man erreichen möchte, auf der anderen die Realitätsabwegung, inwiefern das Erreichen dieser Ziele zu verwirklichen ist.
Als radikaler linksliberaler Terrorist - heil Freiheit! (spätestens jetzt habe ich auch Gauck auf meiner Seite) - müsste ich also eindeutig FDP wählen. Deren Programm klingt auch gar nicht so schlecht, Wahl-O-Mat unterstützt den Gedanken...erscheint simpel. Aber das Parteiprogramm schien auch schon vor 4 Jahren gar nicht so schlecht zu sein - was vielleicht daran lag, dass viele der nun formulierten Ziele gleich geblieben sind.
Was hat die FDP denn vorzuweisen? Streit mit der Koalition, gescheiterte Gesundheitsreform, Geschenke an einzelne Lobbys...miau. Wenn man sich also anguckt, was die Partei will bzw. öffentlich vorgibt zu wollen, und was sie erreicht, ist im Grunde alles gesagt. Stichwort Lobby - mein zentrales Problem mit der Partei ist, dass bei allen noch so löblichen Zielen die Personalien erschreckend sind...ich will nicht von korrupten, verlogenen Lobbyisten sprechen. Ein Blick auf Abgeordnetenwatch gibt den Liberalen endgültig den Todesstoß aufgrund mangelnder Glaubwürdigkeit. Sie fordern Transparenz bei Abgeordnetengehätlern, stimmen im Bundestag aber dagegen, werben für gleichgeschlechtliche Ehe, stimmen aber dagegen, befürworten auf Wahlplakaten die doppelte Staatsbürgerschaft, stimmen aber dagegen. Miau. Neulich nannte mal jemand die FDP nicht die Vorreiter, sondern die Verräter des Liberalismus. *insert Metallica song title here*

Man muss sich überlegen, was man will: Entscheidungshilfe

Anderes Stichwort, Wahl-O-Mat. Regelmäßig sind Leute überrascht, ja gar empört, was für ein Ergebnis der Wahl-O-Mat ihnen ausspuckt. Das kann entweder daran liegen, dass man sich über seine eigene politische Orientierung nicht bewusst ist, oder daran, dass man eine falsche Vorstellung von der politischen Orientierung einer Partei hatte, oder daran, dass man sich zu allen - auch einem unwichtigen - Thesen geäußert hat, ohne diese zu gewichten. Wenn für mich etwas egal bzw. nicht wahlrelevant ist, überspringe ich die These (und wähle nicht etwa neutral, denn das ist eine von drei möglichen Positionen). Selbiges gilt auch für Dinge, von denen ich einfach keine Ahnung habe. Das ist auch ein Problem, denn ich habe keine Ahnung von Wirtschaft oder Finanzpolitik - woher soll ich also wissen, ob ein Mindestlohn eine gute Idee ist?
Laut dem Wahl-O-Mat müsste ich übrigens die Freien Wähler oder die Rentner wählen. Die disqualifizieren sich bei mir durch Dummheit (Beispiel: die Rentner lehnen eine doppelte Staatsbürgerschaft ab mit der Begründung „Mehrfache Staatsangehörigkeiten bedeuten logischerweise Konflikte.” - sehr gut!). Dummheit nehme ich auch pauschal zum Anlass, mich nicht für eine andere der "kleinen" Parteien zu entscheiden - nebst einem fehlenden Gesamtkonzept. An dritter Stelle käme die FDP, über die ich ja jetzt nichts mehr schreiben muss.
Beim Wahl-O-Mat verläuft also vieles nach Schwerpunkten, deren Gewichtung und nach Ideologie. Deswegen schneiden glücklicherweise Parteien mit einem vollkommen anderem Werteverständnis bei mir sehr schlecht ab, so zum Beispiel die CDU, AfD und die NPD.
Ganz wichtig ist jedenfalls: den Kommentar jeder Partei zu der jeweiligen These lesen!

Man muss sich überlegen, was man will: Die Regierung

Letztendlich geht es bei der Wahl doch darum, wer uns in Zukunft regieren soll. Wessen Ziele finden wir besser und wem trauen wir eher zu, seine Ziele umzusetzen. Bei dem ganzen Einheitsbrei der Parteiprogramme dieses Jahr muss man sich das schon genau überlegen. The big battle, black-yellow vs red-green, in the tiger-corner, Angela "Angie" Merkel, in the stoplight-missing-one-color corner, Peer "Fettnäpfchen" Steinbrück. Programm und Personalie.
Den nicht zuletzt durch Christian Lindner liebevoll gewonnenen Kosenamen hat der gute Peer glücklicherweise wieder ein wenig ablegen können. In Sachen Öffentlichkeitsarbeit ist er jedenfalls kein Genie. Angela hat sich da weniger zu Lasten kommen lassen, aber das ist ja das schöne am Opportunismus. Ob man sich jetzt für denjenigen entscheidet, der sich auch mal nicht makellos zeigt oder für denjenigen, der abwartet und dann die Entscheidung trifft, die besser ankommt, ist denke ich Geschmacksfrage. Ich finde letzteres jedenfalls menschlich schwach, unauthentisch und unehrlich. Ich bin zusätzlich kein Freund von brutaler Machtpolitik - außer bei Putin, aber das ist Putin, und Putin lässt sich mit freiem Oberkörper fotografieren und ist verdammt cool! - wie man sie zum Beispiel bei der parteiinternen Debatte zur Frauenquote erlebt hat (arme Ursula ♥).
Kommen wir mal zu den Fragen unserer Zeit...da geht es ja vor Allem um Nachhaltigkeit, also eine gute Lösung zur noch immer nicht zu Ende gehen wollenden Finanzkrise, Wirtschaftspolitik, die Energiewende und verschiedene europäische und internationale Entscheidungen. Unser derzeitiger Finanzminister Schäuble (CDU) scheint seine Sache nicht schlecht zu machen. Sein Vorgänger konnte das allerdings auch ganz gut; das war Peer Steinbrück (SPD). Die Energiewende wollen alle, nur die Umsetzung ist diskutabel. Die Forderung der Grünen bezüglich Kohlekraft halte ich für sehr gewagt.
Es existieren noch viele interessante und wichtige Themen, aber hier ins Detail zu gehen, würde den Rahmen sprengen. Ich achte auf die innen- und außenpolitischen Tendenzen und entscheide mich für das realitätsnähere und zukunftsträchtigere Gesamtpaket. Bezüglich der vor der letzten Wahl formulierten Pläne und der Umsetzung selbiger (circa keine), sollte man einen Regierungswechsel zumindest mal kritisch überdenken.

Was machen eigentlich...die Grünen?

Ach ja, die vegetarischen umweltschützenden Weltverbesserer, auch genannt die neue Mitte...oder war das die CDU...oder doch die SPD...oder moment, war es nicht die FDP? Ach nein, das waren die Pädophilen! Etwas weniger erschreckend, aber auch nicht attraktiv, wirkt das Programm zum Thema Kultur. Generell erhoffte ich mir eigentlich Erholung, wo ich dann doch nur Gefasel fand. Sollte ich jetzt noch die Frage nach der Realitätsnähe stellen? Gebt das Hanf frei!

Was macht eigentlich...die Piratenpartei?

Ach ja, die kleinen Rabauken hätte ich fast vergessen. Eines (etwas verspätet) vorweg: so ein scheiß Name! Wie kann man sich denn - wenn man schon als Aufhängethema, das viele Kontroversen hervorruft, das Urheberrecht hat - nach Kriminellen benennen?! Ich gründe bald auch eine katholische Partei und nenne mich die Pädophilen!! Oh Moment, war das ein Vorwurf? Egal, die Idee haben ja die Grünen schon geklaut. Ich bin verwirrt. Damit scheine ich immerhin etwas mit den Piraten gemeinsam zu haben. Denn das, was die Partei anfangs den Wählern vorwarf, nämlich nicht zu wissen, was sie will, das scheint mittlerweile auch auf ihre Mitglieder zuzutreffen. Schade eigentlich. Vielleicht mal ein paar radikale CCC Leute durch Kompetenz austauschen.

Das Nichtwählen

Wenn alle Nichtwähler von 2009 "Stocks Partei für unbegrenzten Alkoholkonsum und freie Liebe" gewählt hätten, hätten wir auf einmal einen neuen Spitzenreiter (SPfuAfL 30%, CDU 24%, SPD 16%) gehabt. Stichwort Regierungsfähigkeit. Unbegrenzter Alkohol und freie Liebe? Es wäre das - im wahrsten Sinne des Wortes - fucking paradise auf Erden! Und die, die nicht wählen gehen, meinen, es ändere sich nichts?
Wenn ich zwischen zwei Chipssorten, die ich nicht mag, entscheiden muss, entscheide ich mich trotzdem für eine, wenn es sonst nichts gibt. Wenn es um die Zukunft unseres Landes geht, darf ein bisschen Hunger erlaubt sein.
Möchte irgendwer hier für die Linke oder NPD stimmen? Nein? Wer nicht wählen geht, stärkt diesen Parteien automatisch den Rücken. Natürlich nicht so sehr wie eine direkte Stimme für die Partei, aber mehr als wenn er eine andere wählte. Und wenn ich destruktiven Dummen etwas Macht wegnehmen kann, mache ich das gerne.
Wer partout niemandem seine Stimme geben möchte, der möge sich doch bitte wenigstens aufraffen und einen ungütligen Wahlzettel ( = Enthaltung ) abgeben. Das ist aus oben genannten Gründen zwar nicht wirklich sinnvoll, aber immerhin taucht man dann in der Wahlbeteiligung auf. In der Regel wird eine höhere Wahlbeteiligung allerdings als größere Zufriedenheit mit dem System interpretiert, was wohl das Gegenteil von dem wäre, was man ausdrücken wollen würde. Klingt kompliziert? Dann wählt doch einfach!

Nachwort

Wer ist also wählbar? Es scheint so, als wären das am ehesten die Partei der Nichtwähler oder die Partei. Eingängige Namen. Was wählbar ist, habe ich entschieden. Was ich wähle, weiß ich noch nicht. Ich glaube auch nicht, dass es darum gehen wird, wen ich wählen will, sondern eher darum, wen nicht. *insert same Metallica song title here*
Ein bisschen schade finde ich ja, dass die Parteien so sehr damit beschäftigt sind, sich an kurzfristigen Aufregungsthemen aufzuhängen, was dann auch noch durch die Medien massiv unterstützt wird, anstelle mal über wirklich wichtiges zu reden, wie zum Beispiel Visionen für die nächsten zehn bis 20 Jahre. Was ist eigentlich die Zukunft der Parteien? Was ist die Zukunft der Demokratie? Und was ist mit der Mündigkeit, für die wir doch so viel tun?

Vote #SPfuAfL !

Donnerstag, 5. September 2013

Happy Birthday tooooo meeeee

Am Anfang dieses Tages scheint die Sonne und es ist angenehm warm. Ich bin ja persönlich kein Fan davon, aus seinem Geburtstag eine große Sache zu machen. Auch nicht aus seinem 25. . Das stößt generell auf Unverständnis und ich sehe auch ein, dass man seinen Freunden irgendwann mal eine Feier schuldig ist. Das wird auch alles passieren, wenn ich mal umgezogen bin und meine Masterarbeit fertiggestellt habe. Also circa zu meinem 50. Geburtstag (toi toi toi)!

Heute morgen um neun Uhr stehe ich semi-ausgeschlafen auf, bereite mir einen Kaffee zu und lese Zeitung. Ein ganz normaler Morgen also, wenn man mal von dem Zahnarzttermin absieht - kann auch keiner glauben, dass man den freiweillig auf seinen Geburtstag legt. Nunja, wenn man zeitnah zu den Menschen zweiter Klasse (gesetzlich Versicherten) gehören wird, muss noch alles zügig gecheckt bzw. erledigt werden. Sogar um diese Uhrzeit trifft man in Vluyn Menschen, die man nicht nur kennt, sondern die einem auch gratulieren - faszinierend! Zurück daheim finde ich an meinem Platz einen Umschlag "für den besten Bruder der Welt". Da dürften sich jetzt viele amerikanische Schwarze vor den Kopf gestoßen fühlen.

Nach getaner "Arbeit" setze ich mich mit einer weiteren Tasse Kaffee und einem Stück leckerer Geburtstagstorte, die ich heute Nacht geschenkt bekommen habe - wie lieb kann man denn bitte sein? - auf die Terrasse und lese Zeitung. "It is good to have land"...oder so.

Es klingelt an der Tür. Yeah, ein Paket!...für die Nachbarn. Man kann nicht alles haben. Immerhin erreichte mich gestern bereits eines meiner Patentante aus Lübeck. Natürlich mit köstlichem Niederegger (hihihi, wen man richtig klammert, entsteht hier ein rassistisches Wort) Marzipan, außerdem Gewürzen und Chili Öl, nom! Dabei lese ich eine Karte, auf der ein "hot horny babe in her underwear" (ein Nashorn im String) abgebildet ist...meine Schwester kennt einfach alle meine Vorlieben.

Es klingelt an der Tür. Yeah, eine Frau (leider einem Nashorn gar nicht so unähnlich)! Die Türklinke ist gerade gedrückt und die Türe einen Spalt weit geöffnet, da legt sie schon los: "Guten Tag und entschuldigen Sie die Störung, ich habe mal eine ganz kurze Frage, Sie brauchen auch gar nicht böse zu sein...". ACH JA? WAS IST DENN, WENN ICH BÖSE SEIN WILL?! Okay, was kommt jetzt? Möchte ich über Jesus reden? Habe ich Gott als meinen einzigen Herrscher akzeptiert? Ihre siebzehn Kinder sind im Dreißigjährigen Krieg gestorben und sie braucht Hundefutter? Fast. "..., aber ich bin vom Zirkus und..." NEIN, NEIN, NEIN. "...wir machen viel für kleine Kinder und ich sammele Spenden...". Ich lehne freundlich ab. Alles Gute an den Zirkus!

Ein bisschen Erholung muss sein, also begebe ich mich kurz auf die Halde und sonne mich ein wenig. Anschließend zocke ich zu Hause eine Runde - man muss sich ja beweisen, dass man noch immer jung ist! Ich gratuliere einer Freundin, die gerade in Amerika ist und ebenfalls Geburtstag hat, und erinnere sie daran, dass sie mir ob einer verlorenen Wette noch einen Kasten schuldet. Ich Gutmensch. Jetzt mache ich mich fertig und gehe noch mit Oma und Cousin essen...und dann noch mit zwei Freunden ein Bierchen ("ein" kann in diesem Fall alles von zwei bis zehn heißen) trinken.

Mit allem Guten kommt auch immer etwas Schlechtes - und natürlich auch immer viel mehr Schlechtes als Gutes, also begebt euch alle brav in Psychotherapie $.$ (oder eher €.€ ). An diese Stelle möchte ich jedenfalls daran erinnern, dass wir heute vor sieben Jahren einen der wunderbarsten Menschen dieses Planeten verloren haben. Rest in peace, Crocodile Hunter (aka Steve Irwin)! Möge in jedem von uns ein Stück seiner Lebensfreude, seines Mutes und Enthusiasmus (und hoffentlich kein Stück Stachelrochen) weiterleben!

Am Ende dieses Tages darf ich allen, die an mich gedacht haben bzw. (digitale) Hilfsmittel an mich haben denken lassen und mir gratuliert haben, danken, und euch mindestens all das wünschen, was ihr mir gewünscht habt! Ohne euch wäre mein Leben ziemlich langweilig. Ich freue mich immer über alle Glückwünsche und würde am liebsten mit jedem von euch Kinder kriegen, weil ihr einfach geil seid und alles Glück der Welt verdient habt (Unterhalt müsstet ihr selber zahlen).

PS: Es kamen dann doch noch die dem ALG am nahe stehendsten Freunde vorbei und es wurde 5.30 Uhr. Uppala.

Montag, 22. Juli 2013

Abizeitung

Die Schulferien haben begonnen. Der Doppeljahrgang genießt die bzw. leidet unter der Hitze und gönnt sich zum Großteil erstmal eine Auszeit, ähnlich wie alle anderen Menschen, die es sich erlauben können. In solchen Momenten der Ruhe fand die diesjährige Ausgabe der Abizeitung ihren Weg zu mir.

Darin werden alle 213 Schüler, die dieses Jahr ihr Abitur gemacht haben, vorgestellt. Das geschieht in Form von Charakterisierungen, die durch Freunde geschrieben wurden. Auf einer Seite soll der ehemalige Schüler also beschrieben werden. Von der Form her fallen zwei bis drei leere Seiten von Leuten, die entweder keine oder nur sehr unorganisierte Freunde haben, sowie eine in Java gecodete Seite auf.

Der Rest langweilt mich eher. Auf den Fotos lächeln alle brav. Ein paar Mädels haben sich für den Fototag anscheinend richtig in Schale geschmissen und posen modelhaft, während der ein oder andere Kerl ein bisschen breiter grinst oder eine Pose macht. Ich weiß jetzt, dass erstere gerne essen, dass sie sich vorm Feiern Gedanken um ihr Outfit machen, dass jemand Alkohol trinkt, dass er oder sie die liebenswerteste Person der Welt ist, gerne lacht und weitere total unpersönliche Dinge.

Dabei fällt auf, dass irgendwie keiner so richtig schreiben kann. Man erkennt immer gewisse Wörter und Formulierungen und versteht irgendwie, was gemeint ist, aber Deutsch scheint keine Priorität in der Schullaufbahn gewesen zu sein. Anscheinend sind Kerle da auch fitter als Frauen, aber das könnte auch das miese Sexistenschwein in mir sein.

Ich weiß noch damals, als wir uns mit unserer Freundesgruppe aus sieben Kerlen zusammengesetzt und die Charakterisierungen füreinander geschrieben haben - eine gleichzeitig und natürlich immer unter Ausschluss des zu Charakterisierenden (der währenddessen übrigens den GTA Vice City Spielstand weitergespielt hat). Lustig war's, und bei jedem ist ein individueller und treffender Text rausgekommen. Ganz zu schweige von den Lachattacken beim Schreiben und späteren Lesen.

Ich denke gerne zurück an die Zeit und versuche in der vor mir liegenden Abizeitung bekannte Charaktere wiederzufinden. Ich überlege, wie es bei uns war, versuche ein Gefühl für den - nennen wir es - "Zeitgeist" zu bekommen und ihn zu vergleichen. Das will mir nicht so richtig gelingen. Eigentlich sollte dieses Jahr das fünfjährige Jubiläum unseres Jahrgangs sein, um das sich aber keiner so richtig kümmern will, wie es noch anders in Monate zurückliegenden zufälligen Smalltalk Begegnungen beteuert wurde.

Am Ende der Zeitung steht noch ein kritischer Kommentar, kaum länger als eine Seite, über die Idee des Doppeljahrgangs. Es wird dort gesprochen über die Probleme, einen Studienplatz zu bekommen, aber auch über organosatorische Probleme der Vergangenheit, wie z. B. das Ausrichten des Abiballs für so viele Menschen. Wirkt etwas lieblos.

Das Rating der Schüler darf natürlich nicht fehlen. Man will ja auch in zehn Jahren noch wissen, wer das schönste Auto hatte, welches Mädchen am meisten Zeit vor dem Spiegel verbrachte und welche/r Lehrer/in am meisten feiern und am sexiesten gekleidet war. Fun Fact: die Top 2 haben beide bereits mit Schülern geschlafen. Die eine ist jetzt mit einem ehemaligen zusammen, die andere hat Abiturlösungen an einen Schüler weitergegeben, ist aufgeflogen und jetzt für vier Jahre suspendiert. Ein Hoch auf heiße, feierwütige Lehrerinnen!

Die Abizeitung lege ich beiseite. Ist ein solide produziertes Werk. Ich kenne aus den beiden Jahrgängen kaum Leute, und dennoch ist mein Kopf voller Eindrücke, Erinnerungen und Zukunftsprognosen. Die sind etwas detaillierter als die Wünsche vieler Abiturienten "meine Ziele zu erreichen" oder "glücklich zu sein". Man kann ihnen nur das Beste wünschen.

Sonntag, 26. Mai 2013

Impressionen eines außergewöhnlichen Sonntags

Ich bin mal wieder viel zu lange wach geblieben. Aber ein bisschen sollte man den kommenden Tag, an dem es nach Osnabrück zum Finale der U17 Damen (oder sagt man dann Mädchen?) im Basketball nach Osnabrück geht. Sechs Stunden Schlaf müssen reichen...von denen bekomme ich aber nur fünf, weil ich nach einer Stunde mal wieder mit Herzrasen und Angstzuständen wach werde und mir erstmal ausreden muss, dass Einbrecher (die ich eigentlich gerne verprügeln will) im Haus sind.

Früh aufstehen, alle Planung über den Haufen werfen und dann doch wieder zum Ursprung zurückkehren. Ich liege also 30 Minuten, die ich eigentlich gechillt mit Fertigmachen verbringen würde, im Bett. Dann muss natürlich alles etwas schneller gehen. Möchte Pinkeln, doch das Klo hat keine Klobrille mehr. Schockzustand. Entgegen jeglicher guter Erziehung mach ich's dann im Stehen. Geht alles gut.

Ich mache ein Bild vor'm Duschen mit Bart, eins nach'm Duschen mit Bart (Haare bereits faszinierend weniger voluminös) und eins nach'm Duschen rasiert. Ach so, das mit Pseudo-Hitlerbärtchen als Zwischenstadium habe ich vergessen. Sieht aber auch nicht originalgetreu aus. Mich eben geil riechend machen und Bier einpacken. Fahre zu Sven um mit ihm weiter zum Bahnhof zu fahren. Zug hat 35 Minuten Verspätung. Würden den Anschlusszug in Dortmund nicht mehr bekommen. Kaufen ein Ticket für in zweu Minuten. Sven leist in der "Hektik" den Zugplan falsch und wir warten an Gleis 13. Unser Zug steht an Gleis 12, das am selben Bahnsteig liegt. Ein Typ, der da steht, sagt "Das ist der falsche.". Später wird mir klar, dass er gar nicht wusste, welchen wir suchten. Jedenfalls fährt der Zug vor unseren Augen los, ohne, dass wir wissen, dass es unserer ist. Folglich sitzen wir eine Stunde am Duisburger Hauptbahnhof fest. Klingt negativ, ist eigentlich das Paradies. Denn nun bietet sich die erste Gelegenheit für ein Bier. Etwas nach 10 Uhr zischt es zwei mal und der Alkohol beginnt sich im Körper auszubreiten.

Die viel zu teuren Brötchen aus der Bäckerei und der preislich total angemessene Kaffee von Starbucks gestalten das Frühstück. Eine ältere Dame moniert auffällig meine laute Art zu reden. Ignoriert man. Die Welt soll unsere Gesprähe ruhig hören. Den Metaller mit der Köpi-Dose neben uns amüsieren sie augenscheinlich. Und generell müsste man das alles eigentlich mal aufnehmen. Nicht nur, dass wir uns dann daran erinnern (und nicht drei mal das gleiche Gespräch führen) würden, wir würden auch reich damit werden. Qualität. Die gutaussehende Starbucksverkäuferin bringen wir übrigens mit zwei Sätzen dazu, ihren eigenen Arbeitgeber zu polemisieren. Glukoseintoleranz, Größenangaben die von L bis XXL reichen und Hipster sind Thema. Zu Glukoseintolernaz habe ich neulich eine Studie gelesen...auf der südlichen Erdhalbkugel liegt die Quote in der Bevölkerung bei 80-100%, in der nördlichen jedoch bei 0-20%. Was sagt uns das? Richtig, Hitler.

Die Zeit verfliegt wie im Flug. Ob Dinge wohl auch nicht im Flug verfliegen? Man weiß es nicht. Jedenfalls wollen wir unser Ticket umbuchen. Dies wird uns verwehrt. Weil es den ganzen Tag gültig ist. Froher Dinge begeben wir uns zu unserem Gleis - diesmal wirklich 13 - und steigen in den Zug. Wir setzen uns auf reservierte Plätze von Leuten die in Bochum (Ich) und Münster (Sven) zusteigen. Es hagelt gute Gespräche, die ein Till sich gewiss gewünscht hätte, und die die Mitfahrer n Hörreichweite gewiss unterhalten. Das erste Thema ist übrigens eine Kritik an der Bahn für dieses bescheuerte Ticket plus Sitzreservierung Prinzip. In Bochum steigt niemand zu, Jackpot. In Münster - oh, ich vergaß, vier Bier später - dann leider doch. Die Frau, die auf Svens Platz will, macht irgendeine Bemerkung, von der sie wohl dachte, dass sie witzig sei. Ich erwidere etwas, von dem ich wohl dachte, dass es witzig sei. Lachend entferne ich mich. Das Lachen vergeht mir auch nicht bei der weiteren Suchen nach einem Sitzplatz, während der wir direkt von vielen Wegelagerern Sympathie erfahren. Man kann einfach nicht anders.

Im Speisewagen darf man nur sitzen, wenn man sich etwas kauft, beispielsweise ein Croissant mit Käse für 3,20€. Die letzten 20 Minuten stehen wir also. In denen kontrolliert uns auch endlich ein Schaffner. Beinahe hätte sich der Kauf der Tickets für 55€ nicht gelohnt. Angekommen bewundern wir kurz den Osnabrücker Bahnhof und nehmen uns ein Taxi. Der Taxifahrer ist super. Hat Humor und redet über relevante Dinge. Welche das waren, habe ich ob des Alkohols bereits vergessen.

Wir kommen in der Halle an. Nur ein paar Minuten verpasst. Ich sitze neben meiner Mutter im orange-pinken Fanshirt vom TSV Hagen, dem VErein meiner Schwester. Auf dem Shirt steht ominöserweise TSV AH. Man denke sich seinen Teil. Boah nein, nicht was du jetzt wieder denkst, nicht Albert Heijn, die bekannte Supermarktkette aus den Niederlanden. Dummerweise ist meine Mutter auch Handhaberin der großen Trommel. Obwohl wir in Osnabrück gegen Osnabrück spielen, übertönen wir (hach, Zugehörigkeitsgefühl ist sowas Tolles) die Gastgeber. Ich bekomme dafür ein Paar mal das Teilzumaufdietrommelschlagen gegen's Bein, aber das gehört einfach zu einer authentischen Experience (Anglizismen ftw). Sven und ich feuern an und beleidigen Gegner. So, dass es kaum einer merkt natürlich. Wir bekommen wirklich nur 1-2 böse Blicke. Ein kurzer Schreckmoment, als eine Gegnerin auf den Fuß von Sarah fällt, an dem sie sich erst eine Woche zuvor einen Bänderanriss zugezogen hat, ist sputig überwunden. Schneller als man sich versieht ist das Spiel gewonnen. Hagen ist Meister. Als ich sehe, wie meine Schwester (Top Scorer) und ihre beste Freundin im Team (sonst Top Scorer) sich umarmen habe ich sogar eine Träne im Auge. Papa (wir nennen ihn in Fantasiegespinnen "Flitzer" mit allem was dazu gehört) steht natürlich schon auf dem Feld und macht Fotos. Mama ist mittlerweile auch dabei. Eigentlich ist die Tribüne bis auf uns leer.

Wir gehen dann auch auf's Feld. Sarah sieht mich kommen, löst sich vom Team und springt mir in die Arme - beziehungsweise möchte das. Sie rutscht fast auf dem vom Zelebrieren mit Wasserflaschen nassen Boden aus. Ich fange sie und hebe sie hoch. Stolz. Mama wischt verantwortungsbewusst das Wasser weg...wenig später rollt ein Wagen an, der das in mehrfacher Geschwindigkeit für sie übernimmt. Guter Wille ist trotzdem süß. Danach passiert eine lange Zeit nichts und Sven und ich spielen etwas Basketball auf freien Korb. Man sind wir gut. Mal wieder Kind sein, kurz die Urkunde, die Sarah mir anvertraut hat auf eine Matratze legen, die dann weggeräumt wird, sie panisch irgendwie durch das Befragen einiger Leute in der Halle wieder auftreiben, weiter Kind sein...bis wir dann irgendwann zum Griechen aufbrechen. Natürlich mit dem ganzen Team.

Irgendwann während der Fahrt zum Griechen fällt Papa auf, dass er gar nicht weiß, wo der Grieche ist. Im Endeffekt war er wenige hundert Meter von der Halle weg, aber man will ja was von der Stadt sehen. Sven und ich sitzen an einem Tisch mit einem Basketballpapa und seinem Sohn. Seine anfänglichen Versuche, über Basketball zu reden, unterbinden wir schnell. Stattdessen geht es wenig später um Glücksspiel in Laos, Thainutten mit denen man Kinder zeugt und dann heiratet (Tochter und Sohn beide asiatisch geprägt), Ouzo der auf's Haus geht, Fußball, das Beleidigen des Sohnes als Junkie (das den Vater belustigt) und verwandte Themen. Gyros mit Bechamelsoße sollte man mal gegessen haben. Ein Punkt weniger auf der Bucket List.

Die Tochter setzt sich zu uns. Sie redet über verschiedenes und wirkt selbstbewusst. Ich finde das sehr angenehm, aber stelle mir vor, dass sie im Team unbeliebt ist. Das bestätigt sich später. Sarah sagt, sie sei das Opfer des Teams. Zu nervig. Ist uns egal, wir trinken Ouzo auf's Haus und Bier. Glücksspiel. Hitler. Nach dem Essen brechen alle zu ihrer Heimat auf. Es war nett. Der Heimweg wird mit Schlafen und einem Whatsappchat "Rückbank" (Sven, Sarah, ich) verbracht. Textpassagen sind "mehr liebe in einem chat als in zwei jahren", "der fahrer is do besoffen", "am 7. tag schuf gott den menschen, deswegen is nr 7 am besten gewesen".

Gerade zu Hause überrascht uns eine befreundete Basketballfamilie. Komisches Wort. Der jüngere Sohn der Familie hat vor einer Woche erreicht, was Sarah jetzt erreicht hat. Man lacht zusammen und redet über Basketball. Das gleiche wie jeden Abend also. Ich stelle mich der Höflichkeit halber ein paar Minuten mit dem letzten aus dem Kühlschrank geholten Köpi dazu. Doch dann zieht es mich zurück in mein Gemach. Den ganzen Tag stand ich übrigens in Kontakt mit und dachte an eine Person, mit der ich jetzt mental verlobt bin. Sagt zumindest Twitter.

Samstag, 20. April 2013

How to...destroy a human being with words

Step 1: Erfragen, ob zu zerstörende Person anwesend ist.
Step 2: Nachdem man sich von der Anwesenheit der zu zerstörenden Person überzeugt hat, erkundigt man sich bei selbiger, wo sich die Grenzen ihres Verständnisses befinden.
Step 3: Weise die Person darauf hin, dass es auch eine friedliche Art und Weise gibt, die Dinge zu regeln. Dies muss immer die komplette Unterwerfung der Person und ihre Anpassung an die eigenen Pläne zur Folge haben.
Step 4: Bei mangelnder Kooperation, mit dem Anzünden drohen. Der zu zerstörenden Person muss klar werden, dass dies mit einem Autoreifen geschehen soll.
Step 5: Den obligatorischen Rausschmiss verkünden.
Step 6: Nocheinmal auf die Möglichkeit völliger Unterwerfung hinweisen um eine Rekapitulation seitens der zu zerstörenden Person zu ermöglichen.
Step 7: Internetmeme posten, das die absolute Richtigkeit der eigenen Aussage zeitlos darstellt.
Step 8: Kompletter Kontaktabbruch um der eigenen Aussage noch einmal Gewicht zu verleihen und die Ausmaße der Zerstörung zu potenzieren.
Step 9: Fap.
Step 10: Profit!

This concludes our tutorial. Thank you for your attention. Good luck destroying people!

Samstag, 13. April 2013

Gefangenenschaftsmandat (by Sven)

Gefangenschaftsmandat – So übergehe all euer Besitz in den Meinigen

So übergehe all euer Besitz in den Meinigen
Der Entriegeler zu eurem Schloss
Die Konkubine die Ihr begehret 
Den Klepper den Ihr reitet

So übergehe all euer Besitz in den Meinigen
und richte euren Frater 
Eure Meinung ist gewiss
Das Leben ist nicht rechtens

Des Speeres Spitze unverzüglich in dein Haupt
Gefangenschaft zum Mandat ist des Oberhauptes der nicht rechtschaffenen Höfe.
Welcher Wahnwitz beschäftigt euch, Mann?
Dies ist der Fluss des Minnesangs, Mann!
Heget Ihr einen Groll, Schelm?
So kommet herbei
Gefangenschaftsmandat Art und Weise, 83 Dutzend Gramm Ellen
Osmanischer Landstreicher marschieret ein, 
Wackenbeladung. Katapult Aktionen! 
Ich begehe den sündigen Akt mit dem Magistrat und all Eurer Gemeinwesensordner, 
du Sohn einer Dirne, 
spricht der Meinige zum Torwächter. 
So kommet zur Besinnung, 
sonst werdet Ihr rücklings verdrescht! 
Landfürst Mandat kehrt wieder ein 

Und er koitiert mit euren Gemäuern, 
handelt das Arzneimittel tumber Tore bei Dunkelheit. 
Ich habe etwas feilzubieten, 
strecke die Arznei mit H(exenkraut)
und steigere deine Begierden. 
So koitiere mit dir selbst du nichtsnutziger Schalk einer Dirne, 
just steige der Obolus hoch, 
Ihr konsumieret Südostasiens-H und es dünkt euch, es sei reinliches Pharmazeutikum. 
Kaiserfalz O.F. 
Gefangenschaft erobert die Liste der Vortrefflichen, 
Osmanisches Landstreichertum

So übergehe all euer Besitz in den Meinigen
Der Entriegeler zu eurem Schloss
Die Konkubine die Ihr begehret 
Den Klepper den Ihr reitet
So übergehe all euer Besitz in den Meinigen
und richte euren Frater 
Eure Meinung ist gewiss
Das Leben ist nicht rechtens.

Sonntag, 7. April 2013

Die Halde

Ich setze mich in's Auto und fahre los. In zwei Minuten bin ich da. Ich steige die Himmelstreppe hoch.

Auf meinem Weg nach oben laufe ich an einer Familie vorbei. Es ist Wetter wie dieses, das verkündet, dass irgendwo doch noch ein Frühling und vielleicht gar ein Sommer wartet und gleichsam die Menschen anzieht. Als es die Treppe noch nicht gab, war man immer alleine oben - höchstens die besten Freunde waren um einen gescharrt. Ein Kind der Familie zählt die Stufen. Ich vermute, dass ihm bei 40 die Lust vergehen wird. Süß ist es trotzdem.

Auf dem Weg stehen Leute zwischen den Treppensegmenten und verschnaufen. 103 Höhenmeter wollen erstnal erklommen sein. Oben angekommen flieht zu meiner linken ein Ginger-Kind lautstark vor einer Biene. Merkwürdig, ich dachte immer, Bienen stechen nur Menschen mit Seelen. Zu meiner rechten stehen ein älterer Mann und eine sicher zehn Jahre jüngere Frau in der Sonne. Er macht Fotos von ihr. Sie wirken sehr vertraut, vermutlich hat die Liebe über den Altersunterschied gesiegt.

Ein paar Menschen lassen Drachen steigen oder starten mit Fallschirmen zum Flug zum Fuße der Halde. Irgendwie beruhigend, diese lautlose Bewegung in der Luft. Am Boden steht immer jemand und blickt erwartungsvoll oder bewundernd in die Höhe. Es ist doch jeder ein Träumer.

Ich suche mir einen schönen Platz in der Sonne und setze mich mit meinem Buch auf den warmen Stein. Unweit von mir vergnügt sich eine Gruppe junger Türken. Mir schallen überraschend leise Balkan-Beats entgegen, ich höre eine fremde Sprache und schnappe ein paar Beleidigungen und Angebereien auf. Bei ihnen ist der Umgang untereinander immer so. Sie zünden ein kleines Feuer an und fragen jeden, der vorbeikommt, nach Taschentüchern.

Immer mal wieder kommt ein vorwiegend älteres Pärchen zu meinem Ort. Sie blicken einige Sekunden in die Ferne und drehen wieder um. Heute ist die Sicht fast so klar wie gestern. Nur Richtung Osten hängt die Dunstglocke über dem Ruhrgebiet. Irgendwo dort liegt vermutlich meine zukünftige Heimat. Und meine Zukunft. Ich vergesse das Lesen und komme in's Träumen. Irgendwie verstehe ich alles. Doch ist mein Kopf voller Paradoxen, ein Wirrwarr aus Gedanken, die alle für den Bruchteil einer Sekunde Sinn ergeben und sich ständig verändern. So ist das, wenn man sich Gedanken macht. Ich sitze schon lange nicht mehr alleine hier, obwohl man neben mir keinen Menschen sieht.

Ein kleines Mädchen kommt mit seinem Hund. Ich weiß nicht, wie oft ich den Namen "Kira" in den kommenden 30 Minuten höre. Wäre ich ein alter verbitterter Mann, würde ich mich wohl an ihr stören. Süß ist es trotzdem.

Eine Schülerin der Oberstufe taucht mit ihrem Opa auf. Sie setzen sich neben mich. Mir fallen tausend Geschichten ein, traurige wie frögliche. Die beiden blicken verträumt gen Horizont. Sie hat einen Fotoapparat dabei. Sie reden über ihr Hobby. Zwischendurch macht er eine Anmerkung über die Deutschtürken: "Man möchte glauben, das sei eine Karikatur, aber die sind ja wirklich so." Ich stimme hörbar in ihr Lachen ein, wir werfen uns kurz sympathisierende Blicke zu, ich träume lächelnd weiter.

Ich bin frei und inspiriert. Ich denke Dinge, die keiner denkt. Ich weiß, was ich will. Meine Halden-Katharsis ist beendet und ich mache mich wieder auf den Weg nach unten. Beim Abstieg fällt mir ein, dass auf dem Hinweg ein Auto über rot gefahren ist und mich fast erwischt hätte.

Freitag, 1. März 2013

Teamsitzung

Ärztin: "Gibt es die Kugelschreiber von der Klinik eigentlich irgendwo zu erwerben? Viele Patienten haben schon gefragt."
Chefarzt 1: "Ja, bei mir, für 6€ das Stück."
Psychotherapeutin: "SECHS Euro...interessanter Betrag."
Chefarzt 1 (nach etwas Überlegen): "Jeder hat seine eigenen Assoziationen."
Psychotherapeutin: "Da haben sie aber lange für gebraucht."
Chefarzt 2 (circa 60 Jahre alt): "Ich habe das noch immer nicht verstanden."
Psychotherapeut (zu mir): "Das mit dem Alter verkneife ich mir jetzt lieber..."

Ach ja, Teamsitzungen sind schön.

Dienstag, 26. Februar 2013

Das Fitnessstudio an sich

Prolog

Nachdem ich mühsam alle nötigen Utensilien - Sportschuhe, Unterwäsche, Shirt, Jogginghose, Sportshirt, Sporthose, Mitgliedskarte, Wasserflasche, Schloss für den Spint, Sporttasche, Handtücher, Kopfhörer *an dieser Stelle habe ich circa 30 Minuten pausiert, ADS lässt grüßen* - mühsamm zusammen gesucht habe, begebe ich mich auf den Weg zum nahegelegenen Fitnessstudio mit drei "s".
Dort angekommen checke ich ein, ziehe mich um und gehe in die heiligen Hallen des Schweißes, der Minderwertigkeitskomplexe und des Testosterons. Es ist wirklich nur eine Halle mit einer Vielzahl an mehr oder weniger systematisch angeordneten Geräten. Erstmal gemütlich auf den Stepper. Der steht an der Wand zum Raum mit den restlichen Geräten hin ausgerichtet, von da kann man am besten Menschen beobachten.

Log

Man hat einen guten Überblick über den gesamtem Raum. An der gegenüberliegenden Seite der Halle prangt ein riesiges Bild an der Wand mit drei Frauen, die gerade anscheinend höchsten Genuss an einer Zumba-Bewegung finden, bei der sie breitbeinig stehen und ihren Oberkörper  mitsamt Armen nach links bewegen. Links im Cardio-Bereich fahren ein paar Leute Rad oder sind auf dem Laufband. Es fasziniert mich ja immer wieder, wie lange die das auf den Teilen aushalten. Wäre mir viel zu monoton, auf der Stelle laufen, immer dieser Blick vom Laufwand aus der Glasscheibe auf den unbeleuchteten Parkplatz. Sogar wenn ich die wunderschöne Landschaft des Niederrheins um mich herum habe, langweile ich mich nach spätestens 30 Minuten (reoccuring theme ftw).
Auf einem der "Räder" sitzt ein stark übergewichtiges Mädchen. Sie tut einem ein bisschen Leid, weil man sich schon vorstellen kann, dass sie es im Alltag nicht leicht hat. Und dass sich das wohl auch nicht ändern wird, da sie ihr Essverhalten nicht umstellen und in zwei Wochen aus Disziplinmangel nicht mehr hier sein wird.
Ein dicker Kerl läuft vor dem Stepper vorbei, zielgerichtet aber doch sehr unsicher. Er tut einem ein bisschen Leid, weil sich einem seine Gedanken förmlich aufdrängen. So viel Angst und Unsicherheit, so ein schlechtes Selbstbild. Hübsch ist er nicht, aber vielleicht ein cooler Typ. Das scheint den Menschen allerdings egal zu sein. Gut, die beste Therapie gegen Ansgt, ist sich, ihr auszusetzen. Man kann seiner Gesundheit wegen nur hoffen, dass er bleibt.
Verschwitzt stehen weiter hinten, im Hantelbereich, schon die üblichen Verdächtigen. Es sind diese Leute, die man jedes mal, wenn man hier ist, sieht. Der schmächtige Kerl, der unbedingt Masse aufbauen will und das auf welche Weise auch immer bereits geschafft hat. Der breitgebaute Typ, der bestimmt nicht all sein Muskelvolumen ohne Hilfsmittel aufgebaut hat. Sie tun einem ein bisschen Leid, weil man merkt, wie hoch der Druck ist, der auf sie wirkt. Seien es eingebildete soziale Normen, Ansprüche an sich selber aufgrund von Minderwertgkeitsgefühlen oder sonst etwas.
Die Gruppe von Türken, die zwar zu fünft gekommen sind, aber immer nur einem von sich dabei zugucken, wie er sich an großen Gewichten versucht, steht mittendrin. Natürlich muss jeder in der Gruppe der härteste Pumper sein. Der Starke ist beliebt, der Schwache wird belächelt. Neben der Gruppe steht ein Angestellter des Fitnessstudios mit zwei "s". Er tut einem ein bisschen Leid, weil man die Krankhaftigkeit, mit der er seinen Körper stählert, ansieht. Er arbeitet dort, wo er seine vermeintliche Leidenschaft hat. Arbeiten im Trainingsraum oder trainieren om Trainingsraum. Ob das sein Horizont, seine Perspektive ist?
Ich stehe mittendrin. Ich möchte mich eigentlich nur etwas jenseits des Stuhls betätigen. Etwas weniger Fett, etwas mehr Muskeln, das hat noch keinem geschadet. Ich tue mir nicht Leid, weil ich ein undisziplinierter Hedonist bin, und sowieso nur so viel tun würde, wie es mir Spaß macht und guttut.

Epilog

Jetzt tue ich mir Leid. Ich habe vergessen, dass ich in 15 Minuten zum Kino verabredet bin. Schnell packe ich meine Sachen und gehe zurück in die Umkleide. Auf dem Weg quer durch die Halle, in der ich mich seit circa 2x 30 Minuten befinde, komme ich an den Laufbändern vorbei. Hier steht noch immer derselbe Typ, den ich auch schon vom Stepper aus beobachtet habe. Er läuft noch immer auf der Stelle, schweißgebadet, mit dem Rücken zur Halle, das Gesicht Richtung Glassscheibe, die den Blick auf den unbeleuchteten Parkplatz freigibt. Faszinierend.

Freitag, 22. Februar 2013

Radical Honesty

Durch Mo bin ich vor einiger Zeit auf das Konzept von "Radical Honesty" aufmerksam geworden. Er hat das vermutlich bei der Serie "Lie to Me" aufgeschnappt. Kurz und knapp besagt es: sage immer die Wahrheit! Geht das überhaupt?

Die einfache Antwort: ja! Aber es ist nicht immer ratsam, dieses Konzept anzuwenden. Wenn Hitler vor einem Juden steht und ihn fragt, ob er Jude ist, wäre es evolutionär gesehen nicht sinnvoll, die Wahrheit zu sagen. Den gelben Stern sollte er natürlich auch verstecken.
Eine andere Sache ist es bei Freunden oder generell Menschen, die unser Vertrauen genießen. Hier bin ich wirklich davon überzeugt, dass man immer ehrlich sein sollte. Das ist manchmal unangenehm - sonst würde niemand lügen. Und diese unangenehmen Dinge muss man auch gar nicht unbedingt aussprechen. Ungefragt kann man sie sowieso für sich behalten und wenn man gefragt wird, muss man eben entscheiden, ob man ehrlich sein oder schweigen sollte. Man will niemanden verletzen.
In jedem Fall finde ich es Freunden gegenüber unfair, zu lügen. Sie haben die Ehrlichkeit verdient, unter anderem als Zeichen von Vertrauen. Wenn mich also meine Schwester fragt, ob ich ihr Kleid mag, bekommt sie eine brutal ehrliche Antwort, ob es mir nun gefällt oder nicht. Diese Masche, nach einer Meinung zu fragen, aber eigentlich nur Komplimente hören zu wollen, um sich besser zu fühlen, auch, wenn sie gar nicht der tatsächlichen Meinung entsprechen, sollte man bei mir also vermeiden. Das weiß meine Schwester zum Glück.
Lügen haben kurze Beine. Und sind anstrengend. Den Aufwand, den so eine Lüge erfordert, möchte ich gar nicht betreiben. Man muss viel weniger aufpassen, was man sagt, wenn man sich ohnehin sicher sein kann, dass alle die Wahrheit kennen.
Ich mache das auch, weil ich von anderen erwarte, dass sie mich genauso behandeln. Wenn ich eine Frage stelle, möchte ich eine ehrliche Antwort bekommen. Natürlich ist da nicht immer nur Positives zu holen, aber wenn ich höre, dass jemandem etwas nicht gefällt, kann ich zumindest reflektieren und entscheiden, ob ich etwas ändere. Ich gehe dann mal einkaufen, radikal ehrlich gegenüber den Leuten, die es vertragen und verdienen!

Sonntag, 17. Februar 2013

Der vorgezogene Sonntag

Es ist einer dieser Samstage, der sich schon wie ein Sonntag anfühlt, ohne, dass es dafür einen konkreten Grund gäbe. Vermutlich liegt das an der allgemeinen Ruhe, die dieses Wochenende auszeichnet. Keine wilden Partys, keine alkoholischen Exzesse. Gemütliches Beisammensein, reden, in Jogginghose und Bademantel vor dem Computer sitzen und neben ein paar halbherzig ausgeführten sinnvollen Tätigkeiten einfach entspannen und schauen, was der Tag so bringt. Ein gemütlicher Sonntag schon am Samstag.
Und was darf da nicht fehlen? Richtig, Kaffee und ein guter Freund. Ich bewaffne mich also mit von meiner Mutter frisch gebackenen Brownies und einem Berry Crumble (Beeren-Rhababer-Streuselkuchen) von Schomaker, einer lokalen Bio-Bäckerei, die interessanterweise sogar eine Filiale in Japan hat. Schon interessant, dass so ein kleiner Laden so weit expandiert. Passt ja gut in die gesunde Ernährung der Japaner. Die Asiaten wissen ein gutes Dinkel Mehrkornbrot eben zu schätzen, genau wie die Ruhe.  Generell eine interessante Kultur. Anderes Thema.
Jacke und Mütze an, Handschuhe mit sehnsüchtigen Gedanken an den Frühling liegen lassen. Nach kurzer Radfahrt durch die Felder, auf denen der Schnee langsam taut und man schon wieder ein paar braune und dunkelgrüne Flecken erkennen kann, komme ich bei Leif an. Die Handschuhe braucht man wirklich nicht mehr. Aber kalt ist die Hand auf Leifs Nacken seiner akustischen Reaktion nach zu urteilen wohl trotzdem.
Man sitzt so mit Kaffee am Tisch und erzählt über die wichtigen und unwichtigen Themen des Lebens. Im Hintergrund läuft für das Ohr gerade noch wahrnehmbar irgendwas klassisches, vermutlich Bach oder Schubert (random guess). Hinter mir befindet sich die Schiebetür mit dem großen Fenster, das den Blick auf den kleinen aber lieblichen Garten ermöglicht. Links ist die moderne Küche mit Counter in der Mitte, Induktionsherd und Kaffeevollautomaten. Rechts sitzt Leif. Danach kommt das etwas altmodisch eingerichtete Wohnzimmer. Drei Sofas stehen dort im Viereck mit einer fehlenden Seite angeordnet neben der Musikanlage. Vor ihnen steht ein viereckiger Glastisch, dem glücklicherweise keine Seite fehlt. An der Wand fällt direkt die alte Uhr auf, oder besser gesagt, ihr überdimensional wirkendes Pendel. Das Ticken hat merkwürdigerweise eine entspannende Wirkung. Einzig das laute Knarren und Ertönen von Glockenschlägen zur vollen Stunde vermag mich kurz aus dieser ruhigen Akustikatmosphere herauszureißen. Eine kurze Erinnerung, dass es noch eine Welt gibt, die sich dreht, die man aber getrost schnell wieder vergessen kann. Ich denke an Zukunft, an Neugier, an Vorfreude, an Liebe. Denken und über das Gedachte reden, das geht so ein bis zwei Stunden, gäbe es die sich drehende Welt nicht, könnten bestimmt noch ein bis zwei weitere hinzukommen. Aber man will es mit der Ruhe und Entspannung ja nicht übertreiben.
Leif verabschiedet mich mit einer Buchempfehlung für eine lange, mir bevorstehende Zugfahrt: ein Werk des Autors Haruki Murakami aus Japan. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die dort generell eine sehr interessante Kultur haben, gesund leben und die Ruhe zu schätzen wissen.

Donnerstag, 31. Januar 2013

Krankenpflege

Le Till
immernoch krank du armes bubu?

Le Moi
yes
aber seit gestern mittag auf antibiotikum
so n 3 tages ding
dürfte also zum WE fit sein

Le Till
hoffen wirs
sonst musste gepflegt werden
wenn du traurig oder einsam bist-> whatsappe nur eine Nachricht und ich werde dich erheitern
natürlich nicht so sehr wie es wahrscheinlich dein rieke die ganze Zeit schon tut, aber ein wenig vielleicht
und ein wenig "anders" vielleicht auch

Le Moi
so sweet
von dir nehme ich pflegeangebote in krankenschwesteroutfit natürlich ebenfall jederzeit an

Le Till
das ist, wie ich rolle!
yeaaha inkl pumps
schön paar wochen nirgendwo rasiert
mini-röcken
*chen
und wenn ich mich bücke, um dir Tee einzugießen, baumeln meine haarigen Eier unter dem Röckchen hervor
hell yeah
währenddessen schieße ich läser aus meinen nippeln
dann zieh ich mir die gopro auf. und steig auf dein Rad
nach 10 minuten schaltest du interessiert die live übertragung auf deinen laptop an
ich bin bereits bis zur Diesterwegschule gestratzt
du siehst, wie ich das Fahrrad hinschmeiße und haltlos und mit lautem, haarigem (?) schnaufen auf den Schulhof zurenne, auf dem sich gerade eine Gruppe herumtollender und nichtsahnender Diesterwegler über die rosarote Pausenzeit freut
im Kreis stehen sie, wie die Kamillenblütenformation der Pottwale, halten ihre Smartphones in ihre Mitte, und fragen sich, wieso Hafti noch nicht auf Platz 1 in den deutschen Singlecharts ist
als plötzlich ein dumpfes knacken ertönt
*TWACK*
liveschaltung Stock: so hatte er sich das kranksein nicht vorgestellt
Stock muss so sehr lachen, dass ihm seine Brust schmerzt. "Aua, ist das gut!", jauchzt stock
während er das linke auge weinend zukneift um die lachtränen aus seiner Sicht zu schwemmen, verfolgt er mit großem Interesse der Szenerie
Indes an der Diesterwegschule:
Der helle Aufprall eines Smartphone-Displays, bei dem gerade offensichtlich das Display auf dem Betonboden des schulhofes zerbrochen ist, lässt die Köpfe der pausierenden Meute zu sich drehen
was Stock über die GoPro Helmkamera sieht, ist nicht weniger erheiternd: das dumpfe Knacken nämlich, dass kam, wie nun zu sehen ist, eindeutig von dem Aufprall eines recht großen rechten Knies auf das Jochbein des 14-jährigen Justin-Michelangelo
Sein Gesicht verformt sich in luftiger Leichtigkeit, als grübe jemand seine spielende Faust in einen klumpen Ton
doch damit nicht genug
denn das auftaktende *TWACK* war nur ein Vorbote, auf das folgende Orchester, welches durch seine bizarr anmutende rhytmik an japanische Taiko-Trommler erinnert
Ellbogen der leicht bekleideten, aber ulkigerweise männlichen Krankenschwester treffen auf Nasenbeine, bringen Augenhöhlen zum bersten, ergötzen sich an knackenden Brustbeinen
ja, diese 14-jährigen Brustbeinchen brechen mit solcher unbefangenheit, als breche man eine Rippe aus einem halben Hähnchen
währenddessen untermalen dumpfere Basstöne die Komposition
die behaarten Beine tanzen sich mit Stopkicks auf den jungen Poserbäuchlein aus
ein Hungersixpack ist eben kein trainierter Sixpack
nackte Haut wirbelt umher, dazwischen freischwingende Klöten und ein uninteressiert daherbaumelnder Penis, den der viel zu kurze Rock ohne Unterwäsche bereitwillig freigibt
die heransausenden Sirenen deuten das Ende des walkürischen Ritts an
den Satz beendet die Krankenschwester des Verderbens in einem lauten, undefinierten Geräusch. Der bückenden Helmkamerafolgend findet sich die Quelle in einem unter den Füßen der Berserkerin zerstampften Kopfes
nun aber schleunigst zurück. Das eng spannende weiße Krankenschwester-Uniförmchen ist allseitig mit Blut verziert.
Deren Träger ist aber bereits aufgesprungen, um sich zurück zu dem kranken zu begeben, denn so eine Krankenschwester ist ja, neben der Tatsache, dass sie krank im Kopf ist, auch schwester
leise verhallen im Hintergrund die Sirenen, schmiegen sich polzeilich mit denen der Rettungswagen aneinander. Ein Meisterwerk in seinen Ausläufern
Stock krümmt sich noch lachend in seinen Schmerzen
er hat sich im Lachen erbrochen und in sein Bett gepinkelt
aber er muss zugeben, dass es sehr erleichternd war
Just in dem Moment springt seine Zimmertür wieder auf
Till die Krankenschwester steht dort, in Schweiß dampfend, ein breites Grinsen säumt sein von trockenem, dunkelrotem Blut besprenkeltes Gesicht
"Na, was sagst du Stock? Es wird dir gleich besser gehen, das versprach ich dir doch". Immernoch schnaufend setzt Till sich ans Bett und still in sich hineinkichernd kommen beide zur Ruhe und schlafen ein.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Die leere Wodkaflasche



Sie stand neben ihr auf dem Tisch. Sie war kein Ersatz für ihn, aber immerhin war sie da. Sie erinnerte sie an ihn, nicht nur der Form wegen. Sie musste sich mit ihr beschäftigen. Dabei beschäftigte sie sich doch beinahe ausschließlich mit ihm. Sie wäre ihr im Supermarkt nicht aufgefallen. In der Menge sah sie aus wie jede andere. Doch nun hatte sie sie bei sich. Sie war leer. Doch wovon eigentlich? Leer von Freude, die ihr Inneres doch stets zu vermitteln vermochte? Oder leer von Leid, ausgelöst durch zu viel Kontakt zu ihr? Sie blickte von oben auf sie herab. Etwas, das sie bei ihm nie tun könnte. Sie betrachtete ihre Form, die Besonderheiten in ihrem Sein. Mit jeder Veränderung ihres Blickwinkels, veränderte sich auch, was sie sah, die Bilder um sie herum. Es war alles Realität und doch so variabel, dass es beinah fiktiv wirkte. Die Realität verändern, das konnte sie ohnehin gut. Ob nun zum Positiven oder Negativen, das spielte eine untergeordnete Rolle bei der Faszination, die sie empfand. Wie war sie eigentlich hierhin gekommen? War es Freude, oder war es Leid? Sie hatte sie geleert und den Verschluss danach vergessen. Hatte es eine Bedeutung, dass er fehlte? Sie wusste, wo er sich befand. Das war nie so ihr Ding. Ihr war klar: bald würde sie ihn brauchen. Drehen sollte er sich. Er würde sie schließen. Die Fragen, was vorher war und warum, bedeutungslos machen. Er war kein Ersatz für sie, aber immerhin war er da.

Freitag, 25. Januar 2013

Grüße

Nein, es soll nicht um die Grüße irgendwelcher Bekannten gehen, die ich regelmäßig irgendwelchen anderen Bekannten ausrichten soll. Die wären auch ein relativ langweiliges Thema, da sie nach dem simplen Schema "Gruß ausrichten, Gruß zurückausrichten" verlaufen.
Ich meine die Grüße, die man bspw. (möglicherweise fremden) Menschen auf der Straße entgegenbringt. In der Klinik, in der ich arbeite, grüße ich selber jeden Patienten. Dabei muss man sich wirklich konzentrieren, denn man will ja nicht ein und derselben Person drei Mal am Tag einen "guten Tag" wünschen. Den könnten sie zwar sicher gut gebrauchen, andererseits könnte bei ihnen auch eine gewisse Erwartungshaltung entstehen und sie würden sich mir gegenüber verpflichtet fühlen, einen guten Tag zu haben und Angst bekommen, mich zu enttäuschen, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass mein Wunsch, dass sie einen guten Tag erfahren, in Erfüllung geht, vermindert sein dürfte.
Interessant ist immer, welche Gefühle man selber im Moment empfindet und was man mit seinem empathischen Vermögen innerhalb weniger Sekunden in dem Gesicht und an dem nonverbalen Verhalten des zu Grüßenden zu erkennen vermag. Ich bin ein glücklicher Mensch und möchte, dass auch meine Mitmenschen glücklich sind. Also versuche ich, ihre Emotion schnell zu erfassen und ein kleines bisschen positiver zu spiegeln. Dabei gibt es aber gewisse Grenzwerte nach oben und nach unten, die nicht überschritten werden dürfen.
Auf einer Skala von 1 - 10, wobei 1 "extrem grimmig" und 10 "extrem euphorisch" darstellt, kann man sich das folgendermaßen vorstellen: begegnet mir gerade die erleichterte Patientin, die in ihrer ersten Gruppentherapie erfahren hat, dass nicht alle Männer in ihrem Leben sie schlagen und vergewaltigen wollen (also eine solide 7), grüße ich sie mit einer etwas positiveren 8. Kommt hingegen der überglückliche Patient, der denkt, alle seine Probleme seien nach einer Sitzung aus der Welt geschafft (also eine etwas weltfremde 10), dämpfe ich den Optimismus in meinem Gruß auf eine gutgewillte 8. Der niedergeschlagene Patientin, die nach ihrer ersten Sitzung denkt, keines ihrer Probleme lasse sich jemals lösen (mad propz an den Therapeuten, der eine traurige 1 zu verantworten hat), will man natürlich auch nicht mit gekünstelt wirkender, übertriebener Positivität vor den Kopf stoßen, weswegen sie eine neutrale 5 bekommt. Meine persönlichen Grenzwerte liegen also bei 5 (neutral; keine Lachmuskeln anspannen) und 8 (glücklich; Lachmuskeln soweit anspannen, dass man nicht das Gefühl von großem Aufwand hat und ein ehrliches Lächeln produziert). Selbstredend ist das auch abhängig davon, ob es mir gerade gut geht. Denn wenn mir selber nicht nach einer 8 ist, dann gebe ich die aus Authentizitätsgründen auch nicht aus. Damit müssen die glücklicheren Leute dann eben klarkommen. Das erscheint mir zu bewältigen zu sein.
Es ist schon eine Wissenschaft für sich. Natürlich kann man auch jedem Menschen eine 6 geben ohne sich großartig Gedanken zu machen. Man würde wohl im Alltag funktionieren und niemanden belästigen. Man muss sich ja nicht auf jede Person, die einem begegnet, einstellen, sich auch noch überlegen, wie man sich selber eigentlich gerade fühlt und hundertprozentig authentisch reagieren. Aber wenn man das nicht täte, wo bliebe dann der Spaß? In diesem Sinne wünsche ich viel Freude, aber nicht zu viel, beim zukünftigen Grüßen.
Guten Tag!

Donnerstag, 24. Januar 2013

Kreative Schaffenspause

"Wow", wird sich jetzt die Masse regelmäßiger Leser, treuer Fans und begeisterter russischer Spambots denken. Ja, nach einer langen Pause habe ich tatsächlich wieder Lust, zu bloggen, auch, wenn es kein Schwein liest. Warum? Als mit 24 Jahren bereits an alkoholinduzierter Demenz leidender Abenteurer, brauche ich eine externe Möglichkeit, um gewisse Erinnerungen auszulagern und "interessante" Gedankengänge festzuhalten. Ich heiße DICH (so persönlich ♥ ) also erneut herzlich willkommen in einem winzigen Teil meines Kopfes. Der Content wird sich etwas ändern. Außerdem ist die bisherige Struktur schwachsinnig und wird deswegen verworfen. Muss man halt mit dem auskommen, was blogger.com einem anbietet.
Viel Spaß weiterhin und doswidanja!