Ich weiß nicht, ob ihm das Zitat wirklich entstammt, aber es ist definitiv etwas, das mein alter Lateinlehrer gesagt haben könnte: "Das ganze Leben ist eine Schule. Man lernt nie aus." Zweifelsohne eine richtige Feststellung: mit jeder neuen Erfahrung verändert sich die Struktur unserer Neuronen ein kleines bisschen, lernen wir etwas dazu. Genauso wie unsere Umwelt, befinden wir uns stetig im Wandel. Diese Entwicklung wird unter anderem durch den teschnischen Fortschritt immer weiter voran getrieben, was auch erklärt, wieso Flexibilität eine an immer mehr Bedeutung gewinnende Eigenschaft auf dem Arbeitsmarkt bzw. im Leben generell ist. Diese Fähigkeit zur Anpassung wird auch gerne als Stresstoleranz gedeutet - mit schwierigen und gegebenenfalls unbekannten Situationen angemessen umgehen können.
Doch müsste sich so eine Entwicklung nicht auch in der Persönlichkeit eines jeden Menschen niederschlagen? Je schneller und turbulenter die Welt um uns herum wird, desto mehr Eindrücke gewinnen wir tagtäglich und desto mehr Impulsen zur Veränderung des eigenen Charakters sind wir ausgesetzt. Oder ist es gerade das inkonstante Externe, das nach einem stabilen Internen verlangt? Man würde seine persönliche Weiterentwicklung bremsen, um eine Art Sicherheit in einer gewissermaßen unberechenbaren Welt zu haben, die einem niemand nehmen kann. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen zwar sehr gut mit Veränderungen umgehen können, sich dabei aber viel zu wenig auf sich selber konzentrieren.
Man kann sich stetig verbessern. Jede Handlung und jeder Gedanke ist unvollkommen. Ich möchte hier nicht für ohnehin unerreichbare Perfektion appelieren. Wenn sich die jemand zum Ziel setzen möchte, möge er sich damit bitte ~4 Jahre Zeit lassen, dann kann ich einen kompetenten niedergelassenen Psychotherapeuten empfehlen! Es geht lediglich um die Beobachtung, dass Persönlichkeiten oftmals stagnieren, obwohl durchaus interessante Perspektiven bestehen. Woran das liegt, ist ein neues Thema. Ich finde es nur immer wieder schade, wenn Menschen (z. B. aus Angst) sich Möglichkeiten nehmen, sich neue Horizonte zu erschließen oder an ihren Schwächen zu arbeiten. Ich kenne das von mir selber: "wenn ich gerade glücklich bin, sind Neuerungen schlecht, denn sie stellen eine Bedrohung dieses Glücks dar". Was dieser Gedankengang nicht berücksichtigt, und was mir erst sehr spät klar wurde, ist, dass Glück nie von Dauer sein kann. Der Mensch gewöhnt sich an alles. Wenn sich in einer glücklichen Situation nichts ändert, verschwindet das Glück irgendwann von selbst. Deswegen ist es nicht nur gut, wenn sich die Umgebung ändert, sondern auch, wenn man sich selbst die Chance zur Veränderung gibt. Die Weiterentwicklung aufgrund neuer Erfahrungen - der alltägliche Gang in die Schule.
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