In der 13. Folge des Gin and Tonic Podcasts, den ich gemeinsam mit meinem Freund Mo mehr oder wenige regelmäßig aufnehme, kamen mir Ideen für zwei Blogposts; dies ist der erste davon:
Worum geht es (grob)?
Das Zugpersonal der Deutschen Bahn ist in Gesellschaften organisiert, namentlich der GDL (~20000 Mitglieder) und der EVG (~10000 Mitglieder). Beide besitzen unterschiedliche Tarifverträge und können dementsprechend unterschiedlich verhandeln. Dass das so sein darf, ist grundgesetzlich geregelt. Die Bahn fordert allerdings, dass die GDL auf ihr Recht, die Mehrheit ihrer Mitglieder (nämlich alle, die keine Lokführer sind) zu vertreten, verzichtet, bevor sie sich auf Verhandlungen einlässt. Klingt abstrus, ist aber so.
Die GDL, die Schweine!
In der medialen Berichterstattung scheint diese Abstrusität allerdings nicht wahrgenommen zu werden. Jedenfalls springt man hier fast ausschließlich auf das Hass-Pferd und bezichtigt die GDL dreister oder gar unrechtmäßiger Forderungen. Es ist schon echt überheblich, auf ein Grundrecht zu bestehen! Die Politik springt gleich noch mit auf und zweifelt den Sinn des Streikrechts (ebenfalls grundgesetzlich gesichert) an und erwägt sogar ein Gesetz zur Tarifeinheitspflicht (was dann vorschreiben würde, dass es in einem Betrieb nur einen Tarifvertrag geben dürfe, was - wie schon gesagt - grundgesetzwidrig wäre). Alexander Dobrindt habe kein Verständnis für den Streik - das passt zu ihm, er scheint generell nicht viel zu verstehen. Selbst die SPD, die erneut bestätigt, vergessen zu haben, wo sie herkommt, ist gegen weiteres Streiken. Auf 1live (Radiosender in NRW und dem World Wide Web) läuft die Meinungsmache weniger politisch und gleichermaßen inhaltslos. Der Streik belastet viele Menschen in ihrem Alltag, deswegen sei er schlecht und unrecht. Der Weg des Nichtnachdenkens ist eben der einfachere.
Was für Grundgesetz? Und was ist mit der EVG?
Darüber, wieso das Grundgesetz sinnvoll ist, möchte ich gar nicht anfangen, zu diskutieren. Manchmal können Gesetze eben unangenehm sein, sogar für einen großen Teil der Bevölkerung. Das macht sie nicht falsch.
Bleibt die Frage, was passiert, wenn die GDL und die Bahn eine Einigung erzielen können. Denn dann sind die Verträge nicht fertig, sondern die Verhandlungen über die Verträge beginnen. In denen steckt die EVG bereits seit einem knappen Jahr. Wenn die sich zum Streik entscheidet, könnte das übrigens trotz der deutlich geringeren Mitgliederzahl sehr unangenehm werden, weil viele ihrer Mitarbeiter in den Stellwerken arbeiten.
Beachtlich ist schon jetzt das Durchhaltevermögen der GDL, immerhin muss sie ihren Mitgliedern jeden Streiktag bezahlen. Sie kämpft gegen Die Bahn, die man vielleicht doch nicht hätte privatisieren sollen, gegen die Politik, die teils überraschende Sichtweisen vertritt und gegen das Volk, das doch einfach nur fahrende Züge haben will. Schade, dass das die Hürden sind, wenn man sein Recht einfordern will.
Anm. d. Red.: Eine etwas fachlichere Zusammenfassung findet sich hier.