Sonntag, 11. Oktober 2015

Der böse Islam

Nach einer Diskussion über die "Bedrohung" durch den Islam, in der der Wunsch aufkam, eine übersichtliche Zusammenfassung der Thematik zu haben, habe ich mich dazu entschlossen, eine eben solche zu verfassen. Ich bin kein Sozialwissenschaftler und dieser Blog erhebt keinen akademischen Anspruch. Der Beitrag ist also bestenfalls ein Einstieg in die Thematik:


Islam vs. Islamismus
Der Islam als Weltreligion und Islamismus als Konzept sind zwei verschiedene Dinge. Es gibt über 1,5 Milliarden Muslime auf der Welt (zum Vergleich: das Christentum zählt circa 2,2 Milliarden Anhänger). Wie viele Muslime davon wirklich islamistisch zu nennen sind, hängt von der Definition des Wortes ab. Geht man davon aus, dass der Islamismus den Islam als absolute Lebensregel und Gott anstelle des Volkes als oberste Legitimationsbasis sieht, sich gegen einen demokratischen Staat stellt und Gewaltbereitschaft unterstützt (Definition angelehnt an Pfahl-Traughber, Bundeszentrale für politische Bildung), so sind  ~7% der Muslime radikale Islamisten (Mogahed).Die übrigen 93% der Muslime lehnen Gewalt und Attentate also ab, akzeptieren Andersgläubige und fordern nicht aus einer Ideologie heraus die Weltherrschaft des Islam.
Ein Buch wie der Koran wird von Menschen mit verschiedenen Interessen interpretiert. Deswegen ist es möglich, dass sich die aus dem Buch gelesenen Aussagen derartig widersprechen können: auf der einen Seite Friedfertigkeit und Liebe, auf der anderen Gewalt und Hass. Auch in der Bibel lassen dich derartige "Widersprüche" finden, die einzig von der Auslegung der geschriebenen Worte abhängig ist. Das Problem entsteht nicht durch den Islam oder das Christentum, sondern dadurch, dass es zahlreiche Faktoren gibt, die Radikalisierung begünstigen.

Islamismus in Europa
Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich vom Islam bedroht. Die Gründe dafür sind vielseitig. Einen Anteil daran hat die mediale Berichterstattung und nicht zuletzt auch der Einfluss der USA, die von einer Verteufelung des Islam insofern profitieren, als dass es ihre Interessen stützt und Mittel ein Stück "legitimiert". Hinzu kommen Bürger, die sich nicht selbst informieren bzw. Informationen unreflektiert aufnehmen und zusätzlich möglicherweise kognitiven Verzerrungen zum Opfer fallen. Außerdem spielen auch Faktoren, die eine generell rechte Einstellung fördern, eine Rolle. So ist die Angst vor Muslimen in Deutschland dort am größten, wo am wenigsten von ihnen leben (Sachsen 70%, NRW 45%, mehr spannende Zahlen von der Bertelsmann Stiftung).
Tatsächlich gab es europaweit 2014 insgesamt 199 terroristische Anschläge, die entweder gescheitert sind, vereitelt wurden oder erfolgreich durchgeführt wurden (Interpol). Davon waren zwei religiös motiviert, einer forderte vier Tote (Belgien), keiner davon fand in Deutschland statt. Die überwältigende Mehrheit von Anschlägen, die einer klaren Ideologie zuzuschreiben sind, geht auf das Konto von Separatisten und Linksradikalen. Der Verfassungsschutz vermutet, dass 0,05% der deutschen Bevölkerung einer radikalen islamistischen Gruppe angehören. Und 57% der Deutschen haben Angst vor dem Islam.

Warum der Islam?
Jetzt könnte man sich ja fragen, wieso vom Islam weltweit mehr "Gewalt" ausgeht als bspw. vom Christentum oder Buddhismus. Es ist unbestritten, dass die meisten Terroranschläge auf der Welt von islamistischen Gruppen ausgeübt werden (und auch fast ausschließlich Muslime treffen, Global Peace Index). Die meisten Opfer sind im Irak, in Pakistan, Syrien, Nigeria und Afghanistan zu verzeichnen. Wie kann es sein, dass eine Religion, die Frieden und Liebe lehrt, zu so zahlreichen Bluttaten missbraucht wird?
Die Antwort auf diese Frage habe ich oben schon teilweise gegeben. Aber warum gibt es überhaupt so ein Potenzial, so eine große Gruppe, die sich zu Gewalt und Hass hinreißen lassen? Dahinter stecken historische, soziale und ökonomische Gründe. Zum einen blicken die meisten islamischen Länder auf eine ganz andere Geschichte als bspw. Deutschland.
Es gibt dort autoritäre Regime, mit denen mangelnde soziale Versorgung einhergeht. Die existieren ohne Frage schon lange in den betroffenen Ländern. Eben die konnten aber auch nie zu einer deutlichen Besserung der sozialen Lage beitragen. Der Westen und der Osten waren in der Zeit mehr damit beschäftigt, ihren Blockkonflikt auf die Gebiete zu verlagern, als sie zu unterstützen.
Durch die Industrialisierung und die Vernachlässigung der Landwirtschaft kam es zu sozialen Entwurzelung, die Arbeitslosigkeit - besonders Jugendlicher nahm - zu. Die Islamisten erhielten Zulauf in einer Atmosphäre wachsender Erwartungen, armseliger Ergebnisse und enttäuschter Hoffnungen (Winter).
Die deutsche Asylgesetzgebung und ihre Unterstützung für die US-Kriege im Nahen Osten boten ebenso Futter für die Radikalisierung der Gesinnungen. Hinzu kam die aggressive Außenpolitik der westlichen Staaten, vor allem Amerikas, welches unter scheinheiliger Rechtfertigung Krieg begann um wirtschaftliche Interessen (Gewinnung von Öl) durchzusetzen. Der Islamismus kann also auch als Gegenreaktion zu an Imperialismus erinnernde Handlungen gesehen werden.

Fazit
Die Gewalt und das Terrorpotenzial, das von islamistischen Gruppen ausgeht, betrifft Europa und besonders Deutschland kaum. In der Welt spielt der islamistische Terror eine große Rolle. Sein Ursprung liegt jedoch nicht im Islam, sondern in der Geschichte und daraus resultierenden Lebenssituation vieler Muslime.

Falls ihr zufälligerweise jemanden kennt, bei dem ihr euch Sorgen macht, er könnte ein Radikaler sein, bietet der Verfassungsschutz eine Beratungshotline.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen